Noch diesen März haben die Stiftungsräte der Esther Schüpbach Stiftung (ESS) und der Stiftung Solina im Rahmen der Fusion die Absicht erklärt, alle bestehenden Standorte der fusionierten Stiftung vorderhand weiterzuführen. Gut fünf Monate später kommt die Schliessung des Standorts untere Mühle der Esther Schüpbach Stiftung mit 33 Pflegeplätzen deshalb überraschend.
Qualitätsanspruch zwingt zur vorzeitigen Aufgabe des Standorts
Die Situation am Arbeitsmarkt hat sich deutlich zugespitzt. Es wird immer schwieriger, offene Stellen wiederzubesetzen. Deshalb liess man am Standort untere Mühle trotz Nachfrage in den letzten Monaten bewusst Pflegeplätze unbelegt. Bei der Pflege- und Betreuungsqualität der Bewohnerinnen und Bewohner sollen keine Kompromisse eingegangen und das Personal geschützt werden: «Wenn Stellen über längere Zeit offenbleiben, muss man einen Aufnahmestopp verfügen, damit das Pflegepersonal nicht ausbrennt oder in eine Abwärtsspirale gerät», so der Stiftungsratspräsident der ESS Claudio Ciabuschi. Der Stiftungsrat der ESS habe den Entscheid deshalb unabhängig von der laufenden Fusion treffen müssen, betont Ciabuschi.
Vermietung an Asyl Berner Oberland
Die beiden Institutionsleitungen der Stiftungen ESS und Solina haben daher in den letzten drei Monaten Nutzungsalternativen für den Standort geprüft. Das Interesse der kantonalen Behörde (GSI Kanton Bern) an der Liegenschaft untere Mühle führte zu Gesprächen und eingehenden Prüfungen zwischen den Stiftungsräten und der GSI. Nach einigehenden Verhandlungen, beschloss der ESS-Stiftungsrat Anfang August dann einstimmig, den Standort untere Mühle aufzugeben und die Liegenschaft per 1. Januar 2023 an Asyl Berner Oberland zu vermieten. Der Solina-Stiftungsrat nahm diesen Entscheid zustimmend zur Kenntnis. Beide Institutionen stehen zudem bewusst hinter der zukünftigen Nutzung der Liegenschaft, mit welcher Flüchtlingen eine menschenwürdige überirdische Unterkunft geboten wird – unabhängig von ihrer Nationalität und Herkunft.
Viele Mitarbeitende können weiterbeschäftigt werden
In den nächsten Monaten ist Solina, welche bereits in vielen Bereichen den operativen Betrieb der Esther Schüpbach Stiftung übernommen hat, mit der Umsetzung des Schliessungsentscheids beschäftigt. Dank dem Zusammenschluss der beiden Stiftungen können die sozialen Folgen der Standortschliessung besser abgefedert werden. Dies gilt für Mitarbeitende als auch für Bewohnerinnen und Bewohner. So erhalten alle betroffenen Mitarbeitenden, welche in der Hauswirtschaft oder der Pflege beschäftigt sind, ein adäquates Stellenangebot an einem der anderen Standorte der fusionierten Institution. Anders sieht die Situation für die Mitarbeitenden des Bereichs Gastronomie aus: Im Gegensatz zu der gesamten Gastronomiebranche gibt es an den anderen Solina-Standorten kaum freie Stellen. Deshalb ist es leider unumgänglich, auch Kündigungen aussprechen zu müssen. Den betroffenen Mitarbeitenden werden aber eine längere Kündigungsfrist gewährt und Unterstützung bei der Stellensuche angeboten.
Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner erhalten Anschlusslösung bei Solina
Für die Bewohnerinnen und Bewohner der unteren Mühle werden Mitarbeitende der ESS und eine Case Managerin damit betraut sein, eine neue Wohnmöglichkeit zu finden. Ziel ist es, für alle eine gute Anschlusslösung anbieten zu können. Prioritär wird versucht, die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner am Standort Kirchbühl, Ziegelei oder in der Solina Spiez unterzubringen. Die Bewohnerinnen und Bewohner dürfen aber frei entscheiden, ob sie in einen anderen Solina-Standort oder in eine andere Pflegeinstitution wechseln möchten.
Vollständige Medienmitteilung der Stiftungen Esther Schüpbach und Solina